Der ideale Semesterstart?!

Der April ist nicht nur für Natur, fragwürdige Scherze und wechselhaftes Wetter ein wichtiger Monat. Er markiert auch für Promovierende und wissenschaftliche Beschäftigte den Start eines neues Semesters – wenn sie an einer Hochschule mit dem traditionellen Semestersystem arbeiten. Man könnte fast von einem zweiten akademischen Silvester sprechen, neues Glück und dazu eine Menge Vorsätze, dieses Semester einmal ideal zu starten. Groß sind die Wünsche, alles richtig zu machen, die Aufgaben gleich von Anfang an richtig anzugehen, die Lehre schon für Wochen vor zu planen und die Schreibprojekte ordentlich voranzubringen. 

Doch gerade dieser Gedanke an ein Ideal, das zum Semesterstart erreicht werden kann, ist oft genauso langlebig wie die sich öffnenden Knospen im Garten: Schnell wird es zu viel, die Wochen ziehen ins Land und die Aufgaben häufen sich, anstatt weniger zu werden. Nicht selten scheitern gerade ehrgeizige Wissenschaftler:innen hier genau an ihren enttäuschten Erwartungen und suchen die Schuld bei sich selbst. Dabei ist nicht die eigene Leistungskapazität zu gering, die genommene Freizeit zu lang oder die Zeitplanung unbedingt falsch gewesen. Vielmehr war das Streben nach einem Ideal der falsche Ansatz, um dem Semesterstart gerecht zu werden: wie so oft spielt uns der Perfektionismus dazwischen und die Erfolge lassen auf sich warten.  

Die Realität des beginnenden Semesters zeigt nämlich spätestens nach einigen Wochen auf, was schwer vorhersehbar ist: Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis. In der Theorie hat der Tag zwar genug Stunden zum Lesen von Literatur, der Seminarplanung und dem Schreiben wissenschaftlicher Artikel. In der Praxis, aka der Realität, kommen jedoch Wartezeiten, spontane Termine und private Verpflichtungen dazu. Von der Tatsache, dass nicht jede Arbeitsminute auch eine produktive Minute sein kann, wollen wir hier gar nicht sprechen. Kurzum: Das Klammern an einem scheinbaren Ideal schafft ein unrealistisches Bild, nicht nur von der eigenen Leistung, sondern auch von den Umständen, in denen an Hochschulen studiert, gelehrt und geforscht wird. 

Wenn es nun aber den „idealen“ oder “perfekten” Start ins Semester nicht gibt, was kann dennoch getan werden, um gut in die ersten Wochen zu starten und den Grundstein für ein erfolgreiches Semester zu legen? Anstatt also einem starren Idealbild hinterherzujagen, können realistische Ansätze helfen, mit Herausforderungen flexibel und selbstbewusst umzugehen.

1. Prioritäten setzen statt perfektionieren: Alle Aufgaben sind wichtig, aber nicht alle müssen gleichzeitig auf dem höchsten Niveau bearbeitet werden. Welche Aufgaben sind in den ersten Wochen des Semesters wirklich dringend? Welche können später angegangen werden? Hier geht es darum, den Überblick zu behalten und sich auf die Dinge zu konzentrieren, die jetzt wirklich zählen. Perfektionismus führt oft dazu, dass nichts vorangeht. Setze dir erreichbare Zwischenziele und arbeite dich Schritt für Schritt voran.

2. Routinen schaffen, aber flexibel bleiben: Gerade der Anfang eines Semesters eignet sich hervorragend, um neue Routinen zu etablieren. Sei es, jeden Tag eine feste Zeit für das Schreiben einzuplanen oder bestimmte Tage der Woche für die Literaturrecherche zu reservieren. Routinen helfen, sich nicht im Chaos des Unialltags zu verlieren und sorgen dafür, dass du kontinuierlich vorankommst.

3. Zeit für Erholung und Reflexion einplanen: Gerade in der hektischen Anfangsphase eines Semesters vergessen viele, wie wichtig Erholung ist. Wer permanent durcharbeitet, verliert schnell den Fokus und die Energie. Daher ist es wichtig, sich bewusste Pausen zu gönnen – und das nicht erst, wenn der Akku völlig leer ist. #TeamPause

Letztendlich gibt es nicht den perfekten Semesterstart – aber es gibt viele gute Strategien, die dir helfen, das Semester so anzugehen, dass es zu dir und deinen Bedürfnissen passt. Und das Wichtigste: Egal, wie der Start aussieht – du kannst immer Anpassungen vornehmen und deinen eigenen Weg finden, das Semester produktiv und gleichzeitig entspannt zu gestalten. Ein Weg, der sicher hilft produktiver zu arbeiten: komm zu uns in die Offene Schreibwerkstatt, immer freitags von 11-12:30 Uhr, denn gemeinsam geht auch das Schreiben besser.

 

Von Elisa von Minnigerode und Nina Fischer

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