Während das Schreiben mit Stift und Papier in den Schulen noch seinen verdienten Platz hat, ist die Tastatur im Alltag und Beruf für fast alle schriftlichen Arbeiten nicht mehr wegzudenken. Sei es für E-Mails, schnelle Messenger-Nachrichten oder für Artikel, Aufsätze etc. Und natürlich leuchtet diese primäre Nutzung der standardisierten Tastatur, selbst wenn sie digital ist, sofort ein: Es geht schneller, Fehler sind unaufwändig korrigiert, sogar oft spurlos überschrieben und nicht nachvollziehbar. Auch die Edition, also das in Form-Setzen des Textes ist ein großes Plus, was das Schreiben am Computer mit sich bringt. Dennoch sollte man im eigenen Alltag den Stift und das Papier nicht ganz außer Acht lassen, vor allem, wenn man viel Texte schreibt:
- Kreativität
Beim Schreiben von Hand ist man gezwungen, langsamer zu arbeiten, was Raum für tiefes Nachdenken und kreative Ideen bietet. Dies ist besonders wichtig für kreatives Schreiben, Brainstorming und das Lösen komplexer Probleme. Dadurch, dass der Prozess langsamer geht und die Buchstaben mit der Hand gezeichnet werden müssen, kann die ‚innere Stimme‘ den Satz oder auch nur das Wort erklingen lassen. Man bekommt ein besseres Gefühl dafür, wie die Worte zusammenpassen und ob sie hier und dort gut gewählt sind.
Hier hilft auch die eigene Schrift: Es hat sich schon angedeutet, jeder Mensch hat eine einzigartige Handschrift, die eine persönliche Note in Texte einbringt. Man sieht sie nicht nur beim Schreiben mit der Hand, man muss sich tatsächlich selbst erschaffen, auch wenn es automatisch funktioniert. Und das Ergebnis ist immer etwas Eigenes. Diese Individualität kann in digitalen Texten oft verloren gehen, was das Schreiben mit Stift und Papier zu einer kreativen, gar künstlerischen Ausdrucksform macht. Dazu bietet das von Hand Schreiben die Möglichkeit, Skizzen und Zeichnungen direkt in die Notizen zu integrieren. Dies ist beim digitalen Schreiben oft umständlicher.
- Abwechslung
Der Wechsel zwischen digitaler und analoger Schreibweise kann viele Vorteile bieten. In unserer modernen Welt verbringen wir viel Zeit vor Bildschirmen, sei es am Computer, Tablet oder Smartphone. Gerade das Schreiben im professionellen Kontext findet beinahe ausschließlich so statt, aus guten Gründen. Dennoch summieren sich damit die Stunden, die mit diesen Geräten verbracht wird. Das Schreiben mit Stift und Papier ermöglicht eine wertvolle Auszeit von diesen elektronischen Geräten, in der sich unsere Augen und unser Körper generell erholen können.
Dazu sind das Berühren von Papier und das Greifen eines Stifts haptische Erfahrungen, die eine andere Körpertechnik als das Tippen erfordern. Wie im ersten Punkt angesprochen, hat diese Praxis eine langsamere und kreative Komponente. Dies kann Stress reduzieren und außerdem dazu beitragen, die Konzentration zu steigern. In der Abwechslung können sich das das Schreiben mit der Tastatur und das Schreiben mit der Hand wunderbar ergänzen und das Ergebnis bereichern.
- Wahrnehmung des Prozesses
Beim Schreiben mit Stift und Papier sind wir stärker in den Schreibprozess eingebunden, was zu einer tieferen Wahrnehmung führen kann. Dies liegt daran, dass das Schreiben mit Stift und Papier eine aktive Verarbeitung von Informationen erfordert. Das Gefühl des Papiers unter dem Stift und das Zusehen, wie Buchstaben auf der Seite entstehen, schafft eine stärkere Verbindung zwischen denen, die schreiben, und dem Geschriebenem. Dies ist vor allem für Lerntypen nützlich, die über das Schreiben oder Lesen ihre Informationen aufnehmen. Im Lernprozess spielt somit das Schreiben mit der Hand eine große Rolle und sollte gezielt eingesetzt werden. Aber auch für alle anderen Lerntypen kann das Schreiben mit der Hand nützlich sein, denn es fördert die Motivation. Das physische Blättern durch handgeschriebene Notizen oder das Reflektieren in einem handgeschriebenen Journal visualisiert das, was geschafft ist. Dies funktioniert schon alleine bei handgeschriebenen To-Do Listen, in denen nach Erledigung einer Aufgabe diese abgehakt oder durchgestrichen werden kann. Hier vermittelt die physische Geste mit der Hand ein erfüllendes Gefühl, das digitale Dokumente durch die Schnelligkeit oft nicht bieten.
Insgesamt sind alle diese Punkt natürlich weder gegen den Computer, noch zwangsläufig für eine alleinige Nutzung von Stift und Papier. Beide Arten des Schreibens zu haben und sie je nach eigener Situation einzusetzten ist das, was den Schreibprozess wirklich bereichern kann und damit auch zu erfolgreicheren Ergebnissen führt, egal ob in der Uni, im Job, oder bei privaten Projekten. Probier‘s doch mal aus!
Von: Elisa von Minnigerode